Gerhard Müller-Rischart ist am 9. Januar 2024 im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Über viele Jahre leitete er das Münchner Traditionsunternehmen Max Rischart’s Backhaus. Er wird nicht nur als erfolgreicher Unternehmer, sondern auch aufgrund seines Engagements für die Kunst in Erinnerung bleiben.
"Ich muss nicht die Zahlen am Schreibtisch optimieren, ich muss das Produkt optimieren, dann kommen die Zahlen von selbst. Wir müssen die besten Kuchen machen!“
Mit dieser Philosophie übernahm Gerhard Müller-Rischart im Jahr 1973 die Leitung des Familienunternehmens in der 4. Generation. Von Beginn an setzte der gelernte Bäcker- und Konditormeister auf höchste Qualität und handwerkliche Perfektion, um den Münchnerinnen und Münchnern tagein tagaus besten Geschmack und Genuss zu garantieren.
Durch die Eröffnung mehrerer Filialen an den Schnittstellen der mobilen Gesellschaft und im Kern der Stadt gelang es ihm, das Münchner Stadtbild mit zu prägen und so ein Stück zur Münchner Lebensqualität beizutragen.
Doch er setzte auch neue architektonische Maßstäbe: Im Jahr 1982 bezog das Unternehmen die neue Backstube in der Buttermelcherstraße, mitten im Gärtnerplatzviertel. In dem gläsernen Gebäude, 1983 unter anderem mit dem renommierten BDA-Preis Bayerns ausgezeichnet, mischen, kneten, backen und dekorieren Bäcker*innen und Konditoren*innen gemeinsam unter einem Dach, ein grüner Innenhof trennt Büro und Backstube. Im November 2015 wurde Gerhard Müller-Rischart mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Verdienste um das Bäckerhandwerk, die Ausbildung junger Menschen sowie für sein Engagement im kulturellen Bereich ausgezeichnet. Bereits im Jahr 2009 übergab er die Geschäftsführung in die Hände der 5. Generation, seines Sohnes Magnus. Magnus Müller-Rischart: „Ich verneige mich vor dem Lebenswerk meines Vaters. Er hat Hunderten von Mitarbeitenden eine sinnstiftende Aufgabe und Tausenden Münchner*innen ein Stück Heimatgefühl gegeben.“
RischArt – Kunst im öffentlichen Raum seit 1983
So wirkte Müller-Rischart auch über sein Unternehmen hinaus. „Kunst kann die vorhandene Welt verändern, anerzogene und eingeübte Grenzen überwinden und Zwänge abstreifen sowie alternative Sichtweisen aufzeigen“, meinte Gerhard Müller-Rischart einmal.
Etwa zeitgleich mit dem Bau der neuen Backstube und dem 100-jährigen Geburtstag des Familienunternehmens entdeckte Gerhard Müller-Rischart seine Faszination für die zeitgenössische Kunst, die er am liebsten mit anderen Menschen und vor allem seinen Mitarbeitenden teilen wollte. So hängt sein erstes Kunstwerk noch heute in der Kantine der Backstube in der Buttermelcherstraße. Die Idee für einen Kunstpreis, der Kunst im öffentlichen Raum fördert, war geboren: RischArt. Das vielleicht bekannteste Kunstwerk der RischArt_Projekte ist die Gedenktafelcollage des Künstlers Robert Schmidt-Matt aus dem Jahr 1988: Vor dem Haupteingang der Ludwig-Maximilians-Universität, auf dem Geschwister-Scholl-Platz, sind Flugblätter, Portraits und Biografien der Weißen Rose in den Boden eingelassen. Die RischArt_Projekte finden in regelmäßigen Abständen statt und sind zum Inbegriff für temporäre Kunst im öffentlichen Raum in München geworden.
Für sein verantwortungsvolles soziales und kulturelles Handeln wurde Gerhard Müller-Rischart im Jahr 2008 mit der Medaille „München leuchtet“ in Gold der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. 2013 folgte der Deutsche Kulturförderpreis, der vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft verliehen wird.